Das Projekt Learning from Green African Building wurde vom Goethe-Institut Senegal im Jahr 2021 ins Leben gerufen, um die Vielfalt des nachhaltigen Bauens in Subsahara-Afrika zu erforschen und ein Netzwerk engagierter Akteure und Institutionen zu schaffen. Das Projekt ist eine Webplattform, die in drei Teilen organisiert ist. Die erste ist eine interaktive und partizipative Karte, die die verschiedenen Initiativen des Kontinents auflistet, vom vernakularen Erbe bis hin zu zeitgenössischen Gebäuden, einschließlich der beteiligten Akteure, Forschungsprojekte, Ressourcen, etc..... Der zweite Aspekt ist eine Reihe von Videos, die vom Goethe-Institut produziert wurden und besonders interessante Projekte und Akteure auf dem gesamten Kontinent vorstellen. Der letzte Aspekt ist eine Sammlung von Essays, die von engagierten Persönlichkeiten verfasst wurden, um eine Definition von zeitgenössischer nachhaltiger Architektur in Subsahara-Afrika zu erarbeiten.
Der afrikanische Kontinent ist reich an Vielfalt, Reichtum und Kreativität im Bereich der Architektur, aber er ist kaum vertreten und referenziert. Diese Plattform soll eine Quelle der Information, Inspiration und Verbindung für alle Interessierten sein, sowohl auf dem Kontinent als auch im Rest der Welt.
Architektur ist ein Spiegelbild des kulturellen und ökologischen Kontextes, aus dem sie hervorgeht. Das Goethe-Institut Senegal nutzt den Bau seines zukünftigen Instituts in Dakar, das vom Architekten und Pritzker-Preisträger Francis Kéré entworfen wurde, um dieses Thema in seinem Kulturprogramm zu betonen. Anstatt Wissen, Typologien und Materialien zu importieren, war die Leitfrage: Wie kann man die Ressourcen und das Wissen vor Ort optimal nutzen, um eine lokale Architektur zu entwickeln, die an das Klima und die Erwartungen der betroffenen Gemeinschaften angepasst ist?
Die Hindernisse, die die Demokratisierung des nachhaltigen Bauens einschränken, sind nicht mehr technischer Natur. Das Wissen ist vorhanden, Tests wurden durchgeführt, und in einigen Ländern entwickelt sich der normative Kontext zugunsten der Verwendung von öko-basierten Materialien. Heute sind die Widerstände meist kulturell bedingt, da natürliche und traditionelle Materialien als veraltet und gleichbedeutend mit Armut angesehen werden, im Gegensatz zu Beton und Glas, die Reichtum, Modernität und Zukunft ausdrücken.
Das Projekt zielt darauf, Akteuren, Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass eine zeitgemäße und ökologische Alternative im Bausektor möglich ist. LFGAB hebt somit eine Vielzahl von Beispielen für alternative Vorschläge hervor und trägt gleichzeitig dazu bei, die Sichtbarkeit der angeschlossenen Akteure, Forschungen und Institutionen zu erhöhen.
Es lässt sich heute nicht mehr bestreiten, das Bauwesen ist neben dem Transport einer der umweltschädlichsten Sektoren der Welt. Für sich allein genommen verursacht es 39% der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase. Dieser enorme Anteil birgt jedoch auch sehr hohes Minderungspotential, das es auszuschöpfen gilt. Diese Reduktion setzt insbesondere bei der Entwicklung nachhaltiger Architektur an, die auf Funktion und Komfort abzielt, sparsam mit Rohstoffen umgeht und im weitesten Sinne des Wortes die Umwelt respektiert.
Der afrikanische Kontinent ist in vollem Aufschwung, mit einem demographischen Wachstum von rund 5 % und der Perspektive, im Jahr 2030 bis zu 50 % der Bevölkerung in Städten zu konzentrieren. Es kann kaum verwundern, dass sich dieses Wachstum in einem Bau-Boom und dem massiven Einsatz von Beton, niederschlägt, dem weltweit meistverwendeten Baustoff, der für 4 bis 8 % der Treibhausgase verantwortlich ist.
Auf dem europäischen Kontinent standen lange Zeit aktive, sogenannte „High-Tech“- Techniken im Vordergrund, um die Auswirkungen des Bauwesens auf die Umwelt zu begrenzen. Afrika geht einen anderen Weg. Eingeschränkte Verfügbarkeit von Ressourcen und Energie und technologischer Aufholbedarf bestärken einen sogenannten „Low-Tech“-Ansatz, der Ressourcen und Wartungsbedarf äußerst gering hält. Unter den vorherrschenden extremen Klimabedingungen mit starker und intensiver Sonneneinstrahlung, oftmals sehr heftigen Niederschlägen und häufigen Sandstürmen wird der Einsatz passiver, nachhaltiger und stabiler Systeme bevorzugt.
Angesichts der kritischen Beschleunigung des Klimawandels erheben sich zunehmend Stimmen, die einen Wachstumsrückgang fordern. Die Situation in Afrika bedingt, dass nachhaltige Architektur hier seit jeher auf ein Konzept der Sparsamkeit setzt. In einer Welt mit begrenzten Ressourcen beruht Innovation nicht mehr auf einem Wettlauf um neue Technologien, sondern vielmehr auf Neuerfindung, Neuinterpretation, Kombination und Verschmelzung traditioneller Techniken, die der einheimischen Kultur, dem örtlichen Klima und lokalen Baustoffen entstammen.
In der Art und Weise, wie örtliche Ressourcen genutzt werden, liegt einer der Schlüssel zur Minderung von CO2-Emissionen im Bauwesen. Reduzierung der Entfernungen beim Transport der Baustoffe, Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze vor Ort, Beschränkung der Verarbeitungsprozesse der Produkte... all diese Maßnahmen tragen dazu bei, den Energieeinsatz im Bau zu senken. Zudem handelt es sich bei lokalen Ressourcen oftmals um bio- oder geobasierte Materialien, die eine hohe CO2-Speicherfähigkeit aufweisen und sich daher positiv auf die Gesamtbilanz der Gebäude auswirken.
Aufgrund der einzigartigen klimatischen und sozialen Voraussetzungen und der Bedingungen im Hinblick auf den Zugang von Ressourcen, ist der Nachhaltigkeitsansatz im subsaharischen Afrika besonders interessant und inspirierend. Leider sind der Öffentlichkeit die Daten, die mit diesem Ansatz einhergehen und ihn beschreiben, kaum oder nur schwer zugänglich. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das Goethe-Institut Senegal eine Webplattform eingerichtet, die Zugang zu den zahlreichen Ressourcen rund um nachhaltige Architektur im subsaharischen Afrika gibt, die Initiativen im Bereich nachhaltiges Bauen hervorhebt und ein Netzwerk der verschiedenen Akteure begründet, die sich für umweltfreundliches Bauen engagieren.
Je nach Landschaftsprofil, Klima, regionalen Ressourcen, örtlichem Klima, sozialem Niveau der Bürger und politischer Ausrichtung der einzelnen Staaten können sich Nachhaltigkeitsansätze in der Architektur erheblich voneinander unterscheiden. Daher präsentiert sich die Plattform dem Betrachter als Landkarte der Region und ermöglicht so eine Einordnung der Initiativen in ihren geografischen Kontext. Die Initiativen selbst werden als „Punkte“ in verschiedenen Farben und Formen dargestellt, die den Bezug zu verschiedenen Themen erkennen lassen:
Die Hintergrundkarte stellt insbesondere Klimadaten und verfügbare Ressourcen heraus, Verwaltungsgrenzen wird weniger Bedeutung beigemessen. Der Schwerpunkt bei der Betrachtung des Gebiets liegt auf den natürlichen Gegebenheiten, nicht auf dem oftmals willkürlichen Grenzverlauf. Ziel ist die Förderung des Praxis- und Technologieaustauschs zwischen Gebieten mit ähnlichem Klima.
2023 geht das Projekt „Learning from Green African Building“ auf eine Reise durch die Goethe-Institute im subsaharischen Afrika und wird einem breiten Publikum öffentlich vorgestellt. Ziel ist die Bildung einer Gemeinschaft, die den Dialog zwischen den Akteuren in der Region fördert. Parallel dazu werden die Forschungsarbeit fortgesetzt und die Fortschritte regelmäßig auf der Website veröffentlicht. Die partizipative Karte gibt den Besuchern die Möglichkeit, neue Ressourcen vorzuschlagen, die den Inhalt der Karte erweitern und zugleich den lokalen Rückhalt stärken.
Seit 2021 hat das Goethe-Institut Senegal 140.000 € in die Entwicklung dieses Projekts investiert. Neben der Festlegung der Strategie, dem Aufbau der Plattform und der Datenerhebung haben wir ein Netzwerk von Akteuren und Institutionen aufgebaut, die sich in der Subsahara-Region für nachhaltiges Bauen engagieren. In einigen Ländern, insbesondere in Kamerun, Burkina Faso, Mali, Ghana, Angola, Südafrika, Ruanda und natürlich im Senegal, haben wir Videoteams engagiert, um die Akteure zu treffen und den Reichtum und die Vielfalt der nachhaltigen Ansätze auf dem Kontinent hervorzuheben. Dank dieser Arbeit wurden bereits fünf Videos online gestellt und etwa 20 weitere sind in Vorbereitung. Mit dem Ziel, eine Sammlung theoretischer Überlegungen im Zusammenhang mit den kartografierten Daten und den Videos anzubieten, bietet die Plattform originelle Essays, die von engagierten Akteuren auf dem Kontinent verfasst wurden und sich mit der Definition nachhaltiger Architektur in Afrika befassen.
Ende 2022 organisierte das Goethe-Institut Senegal eine kurzlebige Ausstellung, um das Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen und die Plattform offiziell zu starten. Die Veranstaltung, an der etwa 100 Personen teilnahmen, bot die Gelegenheit, spezifische Inhalte für das senegalesische Territorium zu entwickeln und mit lokalen Partnern zusammenzuarbeiten.
Die kurzfristigen Ziele für das Projekt lauten wie folgt:
Langfristig ist das Goethe-Institut als Kulturinstitut nicht dazu berufen, das Projekt intern zu behalten und weiterzuentwickeln. Das Ziel wäre daher, sich mit einem anderen institutionellen Partner zusammenzuschließen, der die Entwicklung des Projekts übernehmen könnte, oder es sogar in ein unabhängiges Organ mit eigener Führung zu überführen.
Seine Mandate könnten somit in folgenden Bereichen ausgebaut werden:
SPRACHE. KULTUR. DEUTSCHLAND.
Das Goethe-Institut e.V. ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland.
Wir fördern die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland und pflegen die internationale kulturelle Zusammenarbeit. Wir vermitteln ein umfassendes Deutschlandbild durch Informationen über das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben in der Bundesrepublik. Unsere Bildungs- und Kulturangebote fördern den interkulturellen Dialog und ermöglichen kulturelle Teilhabe. Dadurch stärken sie den Ausbau zivilgesellschaftlicher Strukturen und fördern weltweite Mobilität.
Mit dem Netzwerk aus Instituten, Goethe-Zentren, Kulturgesellschaften, Lesesälen sowie Prüfungs- und Sprachlernzentren ist das Goethe-Institut seit über sechzig Jahren für viele Menschen der erste Kontakt mit Deutschland Die langjährige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit führenden Institutionen und Persönlichkeiten in über 90 Ländern schafft nachhaltiges Vertrauen in die Bundesrepublik. Wir sind Partner für alle, die sich aktiv mit Deutschland und seiner Kultur beschäftigen. Wir arbeiten unabhängig, ohne politische Einflüsse.
Das Goethe-Institut Senegal engagiert sich besonders für den Kulturaustausch zwischen Senegal und Deutschland.
Das Goethe-Institut Senegal betreut die Regionen Senegal, Gambia, Mauretanien, Kap Verden und Guinea-Bissau.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie das Goethe-Institut an der Reduzierung seines CO2-Fußabdrucks arbeitet, ist die Eröffnung eines neuen nachhaltigen Gebäudes in Dakar im Jahr 2024, das das alte Institut ersetzen soll, das nicht an die klimatischen Bedingungen angepasst ist und extrem viel Energie verbraucht.
Das neue Gebäude bildet eine Einheit mit dem Affenbrotbaum, den es umgibt. Ein weit überhängendes Dach, das an die Blätter eines Baumes erinnert, beherbergt das Gebäude. Zusammen mit dem Dach schützen doppelschalige Elemente aus Mauerwerksschirmen vor der Fassade die Fenster vor direkter Sonneneinstrahlung. Wie die Blätterkrone eines Baumes liefert auch die Dachfläche des Goethe-Instituts Energie, da sie fast vollständig mit Photovoltaikmodulen bedeckt ist. Mit einer Fläche von 360 m² sind sie so groß, dass das Gebäude nahezu energieautark ist. Der Garten, der mit seiner Rasenfläche einen wichtigen Ort des Austauschs darstellt, kann auch in der Trockenzeit ohne zusätzlichen Wasserverbrauch gepflegt werden, da das biologisch aufbereitete Grauwasser wiederverwendet wird.
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